Hier eine kleine Auswahl meiner Printprojekte - als Film. 

Und weiter unten findest du eine Auswahl meiner Texte.

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"ALLES NUR FASSADE" - SPRÜCHE.

erhältlich bei www.zeitloops.de


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Getextetes - Auswahl

Häutung

 

Die Sicht ganz trüb. 

Alles so milchig hier. 

Blass und stumpf der Rumpf. 

Irgendwas reibt, spannt, stößt.

Kein Weiterkommen.

Hängenbleiben. 

Schindung.

Am lebendigen Leib.

Es ist verdient.

Es ist zu eng.

 

Raus, einfach nur raus.

Das Neue drängt.

Mit Weiß in den Augen.

Ich krieche,

zerre an längst Vergangenem. 

Lebensgeröll. 

Wuchte es beiseite.

Wage bloß kein Zurück.

 

Erstickung. 

Auch die Luft. 

Überhitzt. 

Kollaps in Sichtweite.

Vergiss die Tränen. 

Die sind nicht echt. 

Nur Schmiermittel. 

Ablösewährung. 

Rauswärts. 

 

Und alles erbricht sich ans Licht. 

Ausgeleierte Haut bleibt zurück. 

Natternhemd. 

Ist nichts. 

Für niemand. 

Die Schicht rollt ab. 

Frisch geborene Farbenpracht. 

Noch unschuldig.

 

Was liegen bleibt. 

Abgelebtes Material. 

Unpassend. 

Zu klein für das, was kommen wird. 

Folie für die Ewigkeit. 

Beerdigt. 

Die Natur holt sich den Rest. 

Es stehen neue Zeiten an.

 

 

 

 


Hinter her

 

Erst nach einem Jahr hat sich das latente Gefühl der Dunkelheit von ihr verabschiedet. Jetzt ist ihr unendlich langweilig. Nichts munkelt mehr, kein Bedürfnis Telefonnummern zu wählen und nach dem Abheben aufzulegen. Keine benzinschwangeren Beobachtungsfahrten landunter. Kein Weinen zum übergeflossenen Alkoholgenuß. Keine Gefühlsausbrüche, geschweige denn Magenkrämpfe durchs Nichtessenkönnen. All das ist von ihr gegangen. Hinterhältig hat es sich einfach so aus dem Staub gemacht, ohne ihr einen ebenbürtigen Ersatz für die leeren Zeilen im Gehirn anzubieten.

 

Ihr dunkles Erlebnis - bereits eingesargt. Eine Party am Ufer. Hitze, leichte Trägerhemdchen. Inhaltsleeres Geplänkel durchbrochen vom Aufspringen der Tischtennisbälle, durchnebelt vom bissigen Grillschalengeruch. Trinken kann sie immer noch. Viel zu schnell, viel zu laut. Es drückt auf die Blase. Sie setzt sich ins Gebüsch. Dornen im Dickicht zerkratzen ihre Arme und Beine. Sie spürt es nicht und ist auch schon viel zu dicht, um zu merken, dass sie sich auch vollgepinkelt hat. Was solls – es ist Sommer. Dann kämpft sie sich mit ihren Sommersandalen wieder zurück auf den Asphalt. Alles schwarz. Ein Schmerz sticht ihr ihn den Fußknöchel. Mit letzter Kraft schleift sie sich aus dem Gebüsch. Alles voll mit Blättern, in den Haaren hängen Zweige, ein bißchen wie beerdigt. Sie hält sich den Fuß, der brennt, und bleibt auf dem heißen Sommerteer liegen. Langsam wird sie eins mit dem Boden. Ein muskulöser, nach erstem Jugendferienlager riechender Arm schabt sie vom Belag. Sie erkennt die Stimme. Der Spieler, der sie den ganzen Abend ignoriert hat. Jetzt ihr Retter aus heiterem Himmel. Dann geht alles schnell: Arzt – auf keinen Fall. Schlüssel in der Tasche, die noch am Ufer liegt. Er bettet sie bei sich und schläft selbst auf der zigrettendurchtränkten Couch. Beide schnarchend. Sie im Schlaf wieder schmerzend. 

 

Ab in den Traum: Er war nicht bei ihr, sondern im Wasser. Wasser, ein magischer Ort ihrer Liebe, in der Hitze im Schatten aufeinander gelegen. Eis gegessen und geschmolzen - Jahr für Jahr.

Schlafen. Nach allem, immer erst ins in der Mitte abfallende Bett geschlüpft, umarmt und warm ins Nest gelegt, ohne ein Wort. Durchs Fenster nahm man angenehm Wetter wahr. Oder das Geschrei seiner Mutter mit dem Vater oder dem Bruder durch die Wand. Eingelegt in einen Raum, in dem alles war und nichts verletzen konnte. Nur der Traum schlich sich unangenehm durch die Ohren in die Gedanken ein.

 

Im Morgengrauen dann dringt flehendes Handyklingeln durch den dumpfen Schlafschleier. Sie findet es, bevor er erwacht. Sagt ihren Namen – stolz lauschend, wer es wagt, die Zweisamkeit zu gefährden. Stumm – fiebrig. Bringt ihren Namen erneut in Stellung, und feuert in ab. Der Treffer wird mit Weinen belohnt. Die Stimme gibt auf und ist erlegt. Dann ein Satz von irgendwoher. Er hat die Festung verlassen. Bereit zur Stellungnahme. Sie glaubt es nicht: dann wars nur eine Freundin, mit der man - nach vielen langen Sagsehrlich - wie mit anderen auch – als wärs normal - geschlafen hat. Aber nichts Ernstes natürlich, oder doch? Wie abgemacht. Leider ohne sie einzuverständigen. Dann nur noch Brandrodung. SIE ist es. SIE ist Ersatz. Für Abgelebtes.

 

Nur Alkohol paßt noch in ihren Magen - ab jetzt  ist Hochprozentiges Nahrung. Und sie sieht nur noch ein feistes Gesicht - was ist. Nichts, nur Stechen in der Seite, im Körper nach einem Schreimarathon und Weinkämpfen. Aber sonst schön eingelullt vom rettenden Getränk, das schon beim Trinken zum Verstoß geführt hat. Kaum mehr fahrtüchtig - er versucht im Auto seiner Mutter zu fliehen - mit zwei Flaschen Sekt in den Beinen fährt sie dahinter - die Sicht bereits tränenverschwommen – spurlos her, als ob es regnet. Sie kennt das Ziel, er kann nicht entkommen. In den Hof geparkt, die endlosen Treppen rauf - damals - in einer anderen Zeit - Stufensteigespiele ersonnen, um schneller ins Warme des Bettes zu gelangen - jetzt ist das nicht nötig, denn schnell wie nie und noch durch die Tür gezwängt und in die Kuhle zurück, die jetzt nichts Gewohntes mehr an sich hat. Ein Arm umschlingt ihr Schwarz und sie wird waidwund eingewiegt, sich trügerisch sicher wähnend. 

 

Stunden später, ein halsabschnürendes Erwachen. Das erbarmungslose Nähern der Neugeliebten. Sie will nicht weg, sie ausgenüchtert, er unter Shit und dann - ein erster Haßanfall - Verachtung, Haujetztab. Sie hält sich fest – am Bett, wehrt Wut ab. Vergräbt sich neben vollgerotzten Taschentüchern, in lange goldene Jünglinghaaren, legt sich auf den Boden, will nicht gehen – auch wenn die Kuhle jetzt Geschichte ist. Zum Sex ist sie dann doch noch gut genug. Von Wärme weit entfernt, gemischt mit Hass und der Pille danach. Gemaßregelt von einer Weißbekittelten. Man muss auch loslassen können. Alles ist schon wieder gut. 

Sie muß bei ihm bleiben, will nicht ins Exil, nicht wie Medea enden, darf nicht ohne ihn sein. Das kann sie nicht. NIE.

 

Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, wann die Verfolgungsfahrten angefangen, sich auf ein Jahr ausgeweitet haben. Ihre Qualitäten als Kundschafterin haben lange im Dunkeln gelauert - schnell hat sie alles erfahren: Wohnort, Alter, welche Schule, oh Gott noch Schule, ein Foto, Brüste größer als ihre, riesig: ein Pferd - sagen auch alle anderen. Freundinnen – sogar sitzen geblieben. 

Die Katastrophe: Er hat jetzt eine Wohnung abseits bezogen - keine Informationen mehr durch seine Mutter. Sein neuer bester Freund hat ihm ein großes Bett gebaut - jetzt ist selbst der Graben weg - jetzt kann er alles. Er hat sie abgestoßen und schon geht es himmelwärts. Neuanlauf zum verpaßten Schulabschluss. Doch sie weiß alles über die Neueingebettete. Das Auto ekelhaft kackebraun wie IHR beschissenes Haar und immer wieder fällt ihr IHR riesen Hintern ein - ist Licht und das Auto da - dann beide, oder sie sind bei IHR auf dem Kaff; auch dort fährt sie hin und mehrmals hin und her oder zur Disco oder zum Cafe oder es ist ein schrecklicher Sommer zum Freibad, zum Sport, zum See oder zu Freunden – sie kennt die Orte der Liebe alle, und sie wiederholen sich - verdammte Scheiße – immer wieder. 

 

Sie hat SIE angerufen, würdelos, konnte kaum sprechen vor Salzaugen, nur schreien. Die andere antwortet, SIE habe schon lange nicht mehr mit ihm geschlafen, sie sind nur Freunde, sie braucht sich nicht mehr zu sorgen - aber übrigens "ER LIEBT DICH AUCH NICHT".

 

Auflegen, Beruhigung, SIE ist nur eine Freundin, ALLES IST GUT, die Reihenfolge entgleitet ihr. Sie fährt, um ihn zu sehen, zum Training. Alle sind schon da, um acht ist er immer noch nicht. Da trinkt sie schon eine Flasche Wodka. Sieht nichts. Weint vor allen, die ihm schon immer von ihr abgeraten haben, Vor allen und eine helfende Hand zieht sie weg. Will sie nach Hause fahren? Zu hause, wo soll das sein, seit die Kuhle geebnet wurde? 

 

Draußen, eine Fatamorgana in der flirrende Sommerhitze. Ein Rufen. Eine Greisin im Bademantel an der Bushaltestelle. Mädchen, warumweinstdu. Eine knöcherne Berührung an der Hand mit Alleswirdgut-Streicheln. Und noch: Komm mit mir und meiner Schwester, die uns in meine Heimat rettet. Schlesien, Schlaraffenland. Weg von hier, weg vom Traurigsein. Nur noch Schluchzen und Rührung. Ein Pfleger kommt und holt die geflohene Badebemäntelte. Schwester – es gibt keine Schwester?

Sie bleibt zurück. Ausgemustert aus dem Paradis des Vergessens. 

Wohin denn jetzt nur. Intuition. Dunst verbrannter Mandeln. Eine Tradition auf dem Rummel. Dort muss er sein, der Nichtmehrerreichbare Diesmal mit der Nurfreundin als Besatzung. Strafbare Andenkenzerstörung, Zertrümmerung: Steckerlfischessen, Überschläge und Zuckerwatten-Küsse. Alles im Arsch. Jetzt rennt sie, innerlich klitschnass, über das befestete Gelände. Eine Geisterbahn. Blindes Suchen nach goldenem Haar. Vorbei an Krakenarmen, Wahrsagerin und Riesenrad, eine Sprung aus der Gondel als Ausweg – dann doch lieber Haudenlukas. Bähm. Und Fall auf Knall. Nur ein Testcall. Bei ihm blockiert, ein Anruf bei IHR: fordert ihn ein. Er ist da, verdammte Scheiße, er ist bei ihr. Er muß sofort kommen. Trinkt ohne zu pausieren zehn Apfelschnäpse. Schon geht es wieder besser. Versteckt die leeren Fläschchen und setzt ihn unter Druck: „Komm, sonst fahr ich Riesenrad!“ Die Verabdrohung ist in der Eisdiele, in der sie an die tausend Mal vorher waren. Sie wartet. Und dann IHR Auto. Er kommt, SIE wartet.

 

„Unruhig ist mein Herz, bis es in dir schläft.“ Er ist da. Und wieder kann alles gut werden. Nein. Sie scannt die Chauffeurin, die Lügnerin. Die ist wie sie und SIE sieht wie sie aus – nur alles etwas mehr. Er: „Du hast uns gestört. Ich hasse dich. Ich will frei sein!“. Sie sinkt über dem Spaghettieis zusammen. Egal, was auch immer passiert, wie sehr er sie verachtet, hauptsache er ist da und sie - sieht alles und hört alles und schläft nicht ein.

Was sind Worte schon. Das erlösende Ichwerdesienichtmehrsehen verzieht sich zu einem Ichertragedichnichtmehr. Dann lange Stille am Abrgrund.

 

Monadenmonate folgen. Würde sie Gott sein, es dürfte keine Zeit geben. Sie gräbt nach Sehnsucht und bleibt. Da würde ihr schon manches einfallen: am Nachmittag schlafend, von ihm eingearmt. Es regnet, das Fenster ist auf. Sprachschwaden schwappen süß von außen herein. Angenehm warm und mild. Ein Streicheln, zartbitter. Beim Sport ihn beobachtend, wie er vorschnellt, um sein Opfer zu erlegen, nichts entkommt ihm, nicht sie - jetzt sie. Sie muss zurück. Sofort. Sich ins Gedächtnis bringen. Sie ist noch da. Die Zeit des Ausruhens ist vorbei. Wohlauf, die Luft ist frisch und rein, wer lange sitzt, muss kotzen.

 

Sie dringt zu ihm vor, auf ungewohntes Terrain. Der neue Altar der Liebe, kuhlenlos, frischgezimmert, Holzgeruch, würgereiz auslösend. Da ist sie noch. Schaumichan. Das Warten hat nichts gebracht. Warumbistduhier? Jetzt erst beginnt die Ära der Erniedrigung. Denn ficken kann er sie noch. Es ist noch nichts verloren. Was sie nicht sieht, Männer können immer, und das Spiel der Machtergreifung ist eröffnet und ihre einzigen Waffen sind gering gegen seine. Alles fängt mit W an. Wehrinnerung. Weinen. Wut. Auch in dieser Kategorie war er ihr Meister. Früher, das Wort ist ebenfalls geschärft, das stärkste, das ihr geblieben ist. Worte wie Rosenkränze: Weißtdunochfrüher, duhastimmer, undichhabedann, derersteKuss, erinneredichdochnoch. Und er darauf: EinenaltenDreckweißich. BleibmirvomLeibmitdeinemFrüher. Undduhastauchverletzt. Duinteressiertmichnichtmehr. 

Nichts zählt mehr. Sprache ist aufgebraucht.

 

Zurück in der Stadt, die sie zum Studieren entführt hat und mit der alles bergab ging. Abstandhalten. Nirgends länger als eine halbe Stunde, im Wüstenzimmer. Der Mitbewohner im Übermaß irritiert, nur Dunkel und ein Ton, der sie verrät, laute Musik. Sie im Selbstmitleid verbarrikadiert, und einer muß sich um sie kümmern, nur damit sie ihn wieder wegschickt und wieder Hin- und Her und dazwischen Wodka, einer ihrer liebsten Begleiter und ihr Gewicht ist ein halbes, die Hose rutscht. Mutter sagt: „Sieht toll aus, bleib so.“ Sie kann drauf verzichten, will lieber schnell gegen einen Brückenpfeiler, oder wasweißich. Valium geht, Johanniskraut ist lange nicht genug. Bei ihrer Schwester versteckt im Bett und bis morgens wachgelegen. Keine Erlösung möglich. Und wenn er dann kommt, ungelegen, fast tödlich. Im Auto vor Erschöpfung zusammengesunken, dem Geisterfahrerplan folgend. In den Graben – innerlicher Totalschaden. 

 

Und ein neuer Gedanke. Ab jetzt will sich Rache Bahn brechen. Gibt ihr Kraft: Statt ihrer muss SIE verschwinden. Die Bremsen durchschneiden. Ein Unfall. Ihr Hass soll SIE lähmen. SIE soll wissen, dass es das Früher doch noch gibt. Sie belegt eine Voodopuppe mit Flüchen. Sticht ihr die Augen aus. SollDICHderTeufelholen. Verwandel dich in einen schwarzen Raben. Schneidet ihr die Haare ab, die Zunge - alles. Nur langsam muß es gehen. Doch der kurze Trost bleibt in der Theorie hängen.

 

Stattdessen begibt sie sich wieder auf Jagd. Sitz an. Wartet. Will Beweise sammeln, dass SIE nichts Wert ist. Vulgär. Erinnert SIE an ihr Versprechen. Ekelhafter Dialekt. SIE hat  nur Fleisch. Dann er. WirholendiePolizei. LassunsinRuhe. Sie schmeißt mit Gegenstände, fällt Treppen hinunter und würde sich gern übergeben, im Klo, in die Hände einer anderen oder was auch immer. Die Sonne scheint gegen sie, grell, heiß. Bleibt sie zurück. Im Wasser am Grund luftleer. 

 

Langsam hebt sich der schwere Schleier. Kaffee und fernes Lachen. Kurze Orientierungslosigkeit und dann geht das Leben wieder seinen gegipsten Gang. Sie macht einfach mit. Nichts ist gewesen. Der Schlaf weit weg. Dafür nähert sich ein Bänderrissschmerz  – ein paar Wochen Bewegungslosigkeit, nach all der Unrast im Herzen. Danke Schicksal. Danke Alkohol.

 

Jetzt ist sie mit Kitsch umgeben - Hellblau und Rosa sind ihre Lieblingsfarben und zwei Hamster dabei; Plüsch, um ihre Seele weichzulegen, um alles abheilen zu lassen.

 

Nur manchmal fällt ihr alles ein - ein Satz, ein Film, ein Gefühl, Wetter, Wolken. Kuhlen. Geruch. Ein Stück vom Wahnsinn blitzt durch die Decke des Alltags. Und legt für einen Herzschlag den Abgrund frei. Hinter her ist alles still.

 

 


Über das Wählen.

 

Eigentlich macht ja das Wählen Spaß. Ist ja so zu sagen Luxus.

Wenn ich mich zwischen zwei oder mehreren Möglichkeiten entscheiden kann. 

Wer darf das schon… 

Besser - wer kann das schon. 

 

Können, nicht im Sinne, von die Möglichkeit haben, sondern von Können wie Kunst. 

 

Ein weiser alter Mann, mein Onkel Rudi, sagte einmal:

„Entscheidungen treffen und dazu stehen.“

 

Aber jetzt stehe ich hier. Mal wieder mit so einem grünen T-Shirt mit stellaren Applikationen und einem schwarzen Rock. Und ich habe nur 20 Euro. Also muss ein Teil da bleiben. Und dann kommen die Fragen. Was denn jetzt besser aussieht. Und dann frage ich die Sabine, die sich gerade in der Umkleide nebenan an einer Jeans abarbeitet, und dann frage ich meinen Freund, der mit seinem IPhone gerade als Rauti im HSV-Blog die Wartezeit überbrückt und dann frage ich eine Elke, die vor einem Spiegel steht. Und dann die Verkäuferin, das Mädchen am Gürtelständer und wieder meinen Freund, und die Kassiererin und dann schicke ich das Bild vom T-Shirt mit stellaren Applikationen und dem schwarzen Rock per MMS meiner Schwester und drehe durch, weil sie nicht erreichbar ist – ich ziehe beides immer wieder an und aus und an und aus und ziehe den Rock über den Rock, weil die Umkleideschlange mittlerweile zu lang ist und dann schwitze ich; und ich schwitze und haben Bluthochdruck, obwohl das nicht sein kann, weil ich genauso wie mein Vater einen niedrigen Blutdruck haben und deswegen viel Salz essen darf. 

Und dann stolpere ich, weil sich der Rock im Rock verheddert hat, und dann schauen alle, und mein Freund schaut weg. 

Und ich liege am Boden. Und ich schaue nach oben. Und da sehe ich so wahnsinns blaue Shorts… 

Und dann schließt der Laden und ich stehe an der Kasse und zahle alle drei Sachen: das grüne T-Shirt mit stellaren Applikationen und den schwarzen Rock und die wahnsinns blauen Shorts. Und zwar mit Karte. Das ich daran nicht schon früher gedacht habe…

Das hätte mir bei der Entscheidung geholfen.

 

Und morgen bringe ich das grüne T-Shirt mit stellaren Applikationen, den schwarzen Rock und die wahnsinns blauen Shorts wieder zurück und nehme dafür einen hellblauen Sweater, was auch immer das genau ist, mit und noch eine Kette für den Fuß, obwohl die wahrscheinlich nicht passt, da mein Knochenbau sehr stark ist.

 

Und das schlimmste – das sind nur Klamotten – nicht das das nicht existenziell wäre.

Aber es stehen ja bald Wahlen an. Da gibt es nicht nur grün und rot, sondern auch gelb und eventuell schwarz, was bekanntlich schlank macht. Und braun, was ja bekanntlich krank macht. Und da geht es auch um Geld und noch schlimmer um Zukunft, meine Zukunft, die meines Freundes, von Elke und meiner Schwester und auch die der Kassiererin und was ist wenn ich mich da falsch entscheide – dann bringe ich das einfach wieder zurück.

 

Ja, wie sagte einst an einem schönen klaren Frühjahrstag mein weiser Onkel Rudi:

„Entscheidungen treffen und dazu stehen.“

Das ist doch eigentlich ganz einfach.

 

Animierter Text unter: https://vimeo.com/118464233


Auch ich liege am Strand
 
Wenn ich meine sieben Sachen
samt Milz und Lunge
sacht im Sand abgelegt und
den Darm mit Olivenöl eingeschmiert
habe, kann das Braten beginnen.
 
Wenn ich die Hände meines 
Geliebten im Sand
verscharrt habe,
und ich sein Gesicht solange
in den Sand drücke bis das
Zappeln endet,
habe ich Ruhe,
um zu sonnenträumen.
 
Jetzt muss ich nur noch warten,
bis die heilige Sonne
den letzten Rest
des Verstandes versengt hat.
Dann werde ich mich zu den WELLEN gesellen
und dort im Abendrot zerbrechen.


Brennbare Etüde

 

Karton, blau, der zu einer viereckigen Hülle gefaltet ist, umschlingt eine nach oben offene Schachtel. Das Äußere gibt das Verborgene erst frei, wenn man gegen das Innere drückt. Die Schachtel, die sich grau zuvor im blauen Karton versteckt hat, gibt nun ihren Inhalt Preis. Überaus lange, zerbrechliche kleine 

Holzstäbe tummeln sich in ihr. Als Kopfschmuck tragen die beigen Stäbchen Rot, das sich nur an einem Ende schüchtern um das Holz schlingt. Die so herausgeputzten Stängchen lassen sich problemlos aus der Schachtel entnehmen.

Wenn sich der rote Hut an den rauen bräunlichen Außenseiten des blauen Kartons reibt, entsteht ein angenehm weihnachtlicher Duft; im nächsten Moment flackert das Hölzchen freudig auf. Die Flamme verzehrt allmählich das Holz, bis nur noch ein kläglich gebogenes, schwarz verkokeltes Etwas überbleibt.

Ist man behänd genug erhält man die außergewöhnliche Möglichkeit die Flamme zu nutzen, um anderen Dingen, wie zum Beispiel Kerzen, Licht zu schenken.
 
 




Rezept à la Raymond Queneau

 

 Gefüllter  Bus

 

Für den Teig

einen Autobus 

die Linie 10

 

Für die Füllung

einen Kerl 

einen Hut 

eine Kordel

250 g Menschen

einen Schuß Gare Saint-Lazare

 

Außerdem:

einen leeren Platz

 

Zum Bestreuen

einen Knopf

 

Anleitung:

Den Bus wie im Grundrezept beschrieben zubereiten 

und gehen lassen. Den Kerl mit einem Hut und einer 

Kordel würzen. Kleine Plätze mit Menschen ausfüllen.

Von diesen etwas 40 wallnußgroße Bälle abnehmen. 

In die größeren Plätze jeweils zwei Menschen se­tzen.

In den Bus geben, obenauf jeweils einen kleinen

Knopf setzen. Den Kerl mit verquirltem Gare Saint-

Lazare und einem Satz „ Du solltest dir noch einen 

Knopf an deinen Überzieher nähen lassen.“ bepinseln. 

Im vorgeheizten Ofen backen. 

Ergibt ca. 20 Stück.

 

 

Backzeit: 20-35 Minuten

Elektroherd: 200 Grad

Gasherd: dritte Stufe

Kcal: etwa 5638

Kj: etwa 19255

Erwürgung – aus der alten Zeit

Die Absage hat sich dann im Telefonkabel erhängt.

Erwürgung – aus der neuen Zeit

Die Absage hat sich dann im Netz verfangen.

Über magische Sätze

 

Ein Bär stieß auf einen magischen Satz;

schnell sperrte er ihn

in seine Höhle und lauerte,

bis der Satz doch irgendwie

die eine Botschaft war.

 

Doch die Hoffnung stirbt zum Schluss,

und so stahlen sich die Worte 

zum Hinterausgang hinaus.

Warum ist die Welt so kompliziert,

fragte sich der Bär und

fiel in einen langen Winterschlaf.